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  • AutorenbildJana Jansen

Aus Versehen Comedian

„Erzähl mal einen Witz!“ erwartungsvolle Augen starren mich an. „Du bist doch Comedian.“ Ich hasse Witze – denke ich. Wer Comedians auf einen Witz runterreduziert, hat nichts verstanden. Es ist ein Handwerk, es ist schwer und überhaupt wollte ich nie Witze erzählen. Lustig sein ja, aber Witze? Die erzählt meine Oma am besten. Wie wurde ich dann Comedian? Aus Versehen.


Ein Zeitsprung, denn es ist 2021, Sommer, und Jesus: bin ich traurig! Und genau dann, wenn man unendlich traurig ist, ist rauszugehen für Anfänger. Profis gehen ins Internet. Siehe da, ich verlaufe mich. Anstatt einen Therapieplatz zu finden, der diese pressende Traurigkeit ernst nimmt, finde ich die Sehnsucht wieder, endlich dazu zu zugehören: Zu diesen lustigen Frauen. Ich bin lustig. Es werden überall lustige Frauen gesucht. Hier bin ich.


"Machs nicht" - eine Freundin

So weit war ich schon oft. Nur wie kommt dieses Wissen, mein Können und mein Wunsch in die Welt? Tatsächlich ändert der Corona-Sommer alles. Erst streue ich meinen Wunsch im Freundeskreis. Ich teste die Reaktionen. Von "Machs nicht." bis "Oh unbedingt, das wird gut!" war alles dabei. Mein Mut ist groß genug und ich fange ich an mich zu vernetzen. Ich schreibe Comedy-Autorinnen, denn ich bin mir vorerst sicher: genau so eine will ich werden. Über Instagram frage ich, wie sie es "geschafft haben", und ob ich auch die Kunst des lustigen Schreibens lernen darf. Die meisten habens nicht gelesen. Egal, denn es hat mir geholfen, meinen Wunsch auszuformulieren und nicht allein zu bleiben. Ich bin mir über meine Motivation klarer geworden und habe gespürt, wie wichtig mir dieses Anliegen ist. Und das Beste: Eine hat geantwortet! Es erreicht mich eine Mail von Lena Liebkind.


Die fantastische Comedy-Autorin ist auch Stand-up Comedian und hat sich meiner angenommen. Am Telefon erklärt sie mir geduldig meine nächsten Schritte, beschreibt, wie die Anfänge funktionieren, hat mich vorbereitet, mein Set angehört und mir Tipps gegeben. Das war wichtig, weil in meinem Umfeld keine Künstler waren. Die waren alle weit weg, nehmen Drogen und leben sowieso prekär – dachte ich. Durch Lena habe ich einen anderen Zugang bekommen, meinen eigenen.


Schnell war klar, dass ich selbst auf die Bühne gehe, Open Mics spiele und mich etabliere. Der Rest kommt danach. Der Wunsch Comedy-Autorin zu werden hat sich verändert. Was genau passieren wird, ist mir selbst noch nicht klar. Was mir klar ist: Seitdem ich auf der Bühne stehe, macht mein Leben Spaß. Ich darf diesen Raum einnehmen. Ich gestehe mir selbst den Platz im Rampenlicht ein. Und ich darf Menschen unterhalten, mit ihnen in Verbindung treten, etwas Einzigartiges schaffen. Und ich darf dreckige Dinge erzählen, das, was ich schon immer getan habe. Nur ist es hier endlich zuhause. Es sind sogar endlich Witze, die ich erzähle und nicht nur Anekdoten.

"Da hab ich Dich schon immer gesehen" - meine Mama

Nach eineinhalb Jahren bin ich noch immer unsicher: Ist Stand up Comedy das Richtige für mich? Stand-up ist hart, direkt und oft schmerzhaft. Manchmal wegen der Leute, die es auch machen und an anderen Malen wegen des Publikums. Jede und jeder von uns weiß, wie gut man schon ist. Wer das Publikum beherrscht, gewinnt. Auf der anderen Seite ist Comedy Lebensfreude, unendlicher Spaß und ein Beweis, am Leben zu sein. Besonders oder gerade nur live.


Also warum stehe ich auf Open-Mic Bühnen? Warum bin ich Comedian? Es ist eine vielschichtige Motivation. Es ist der Ehrgeiz angefangen zu haben und dranzubleiben. Die Neugier zu erfahren, wie weit ich es wohl schaffen werde und welches Publikum werde ich noch für mich gewinnen? Wer wird überhaupt mein Publikum sein? Und neben diesen Faktoren, die von außen kommen, ist es eine innere Kraft, die mich treibt. Die will wissen will, wie gut ich noch werden kann. Wie scharf kann der Witz noch werden, wie lebhaft meine Performance und was ist die eigene Stimme, die ich auf der Bühne noch finde? Um all das bin ich viel zu neugierig. Da ist was drin für mich, und damit auch für Dich.


Hast Du Deine Stimme schon gefunden? Ich freue mich über Feedback, Input und überhaupt den Austausch mit Dir über Instagram oder Mail


Hier berichte ich aus meinem Alltag als Künstlerin, Wissenschaftlerin und engagierte Person der Gesellschaft. Mit einem Sinn, den Wandel zu gestalten.

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